Liebe Emily.
Ich denke Du bist voller Begeisterung über Deinen Plan. Aber Du hast ja schon gelesen, dass keine der Antworten Deine Begeisterung teilt.
Was Du machen willst, ist - entschuldige bitte den harten Ausdruck - Vermehrung und nicht Zucht. Zur Zulassung zur Zucht gehört erst einmal die Körung, d.h. der Hengst muss gesund und qualitätsvoll genug sein, um sichüberhaupt fortpflanzen zu dürfen.
Du willst einen dann vermutlich zweijährigen Hengst decken lassen. Das ist genau das Alter, in dem Equiden
"mal hier, mal da", "mal vorn, mal hinten" wachsen - mit einem Wort: Einen Zweijährigen kann man überhaupt nicht beurteilen. Kein erfahrener
Käufer kauft einen Zweijährigen. Zuchtverbände lassen manchmal bei außerordentlich qualitätsvollen Hengsten einen Versuchssprung zu, um
zu sehen, ob sich die bisher gesehenen Qualitäten vererben. In meinen Augen ist das allerdings auch Quatsch - denn ob sich was vererbt, sieht man
erst bei einem frühestens Dreijährigen, dann ist der Vater mittlerweile auch fünf und deckt vermutlich schon, wenn er durch die Körung gekommen
ist.
Züchten bedeutet eine hohe Verantwortung. "Einfach mal so" decken zu lassen, nur weil man gerade einen Hengst hat, ist reine Vermehrung - und
solche "Ergebnisse" gibt es leider besonders in der Eselpopulation zuhauf.
Auch die gemeinsame Haltung von Wallachen und Stuten kann problematisch sein. Das habe ich gerade sozusagen "am eigenen Leib" erfahren, als
ich einen Wallach als Gast in meine kleine Stutenherde brachte. Eine Stute wurde spontan derart rossig, dass sie überhaupt nicht mehr ansprechbar
war, die anderen nach und nach. Der arme Wallach wusste überhaupt nicht, was "die verrückten Weiber" von ihm wollten und war sozusagen ständig
auf der Flucht. Ich musste ihn leider schleunigst nach Hause schicken.
Ich habe aber auch einmal im Tierschutz den umgekehrten Fall erlebt, wo ein Wallach so oft auf eine Stute aufgesprungen ist, dass sie einen offenen Rücken (wörtlich!) hatte. Die Tiere wurde vom VetAmt sofort getrennt - der Besitzer hatte nichts dabei gefunden...
Ich denke es ist sinnvoller, die Stuten da zu lassen, wo sie sind und den Hengst schnellstmöglich (!) kastrieren zu lassen. Der Wallach wäre nicht der erste, der von seinem Hengstkumpel bei einem ausartenden Spiel oder auch durch überschießende Hormone schwer verletzt oder sogar getötet würde. Eine Freundschaft zwischen Hengst und Wallach funktioniert nicht. Wäre es mein Hengst, würde er, sowie es etwas wärmer wird, kastriert. Damit wäre Ruhe im Stall.
Du bist hier in keiner einfachen Situation. Aber Du hast die Verantwortung für das Wohl der Tiere. So leicht es ist, die Stuten zu holen und den Hengst decken zu lassen... ich denke, Du wirst danach in jeder Beziehung eine Reihe von Schwierigkeiten bekommen, die Du dann nur durch die Trennung der Tiere bewältigen kannst.
Schade, wenn man einen Traum beerdigen muss - aber hier wäre es im Sinne des Wohls der Esel das Beste.
Sehr herzlich
uta